Widerstand und Neuanfang
Bruder Gereon Josef Außerlechner: Ein mutiger Zeuge des Glaubens, der im KZ Dachau sein Leben ließ. Gedenken Sie mit uns seiner heldenhaften Standhaftigkeit und seiner unerschütterlichen Entschlossenheit gegen die Nazi-Ideologie.
Als Archivarin habe ich das Privileg, täglich mit den Schätzen vergangener Zeiten zu arbeiten und die Geschichten unserer Vorfahren zu bewahren. In einem so altehrwürdigen Stift wie Wilten spürt man tagtäglich die Verbundenheit mit der Geschichte und dem Erbe dieses Ortes. Jedes Artefakt, jede Archivalie, jede Wand und jeder Raum erzählen eine Geschichte und tragen dazu bei, die Vergangenheit lebendig zu halten. Doch stellt sich die Frage: Warum sollten wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen? Warum nicht alle Ressourcen in die Zukunft investieren? Was wäre, wenn eine „uralte Urkunde“ im Stiftsarchiv verloren ginge – sind nicht genug andere vorhanden?
Als Historikerin und Archivarin habe ich mich intensiv mit verschiedenen Aspekten der Geschichte auseinandergesetzt – mit Krisen, Höhepunkten, Persönlichkeiten und Ereignissen. Diese Leidenschaft teilt nicht jeder und oft höre ich den Rat, nicht ständig in der Vergangenheit zu leben, sondern in die Zukunft zu blicken. Aber ich hätte diesen einen Weg nicht eingeschlagen, wäre ich nicht der festen und unerschütterlichen Überzeugung, dass wir die Geschichte studieren, lernen und verstehen müssen, um selbst daraus bessere Menschen werden zu können, dass wir unsere Zukunft nur besser gestalten können, wenn wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.
In einer Zeit, in der die Nachrichten voll von Kriegen und Gewalt sind, in der wir, die wir uns in Sicherheit fühlten, uns plötzlich mit einer Angst konfrontiert sehen, die unsere Vorfahren nur zu gut kannten, sollten wir innehalten, reflektieren und vor allem: uns erinnern und daraus lernen.
Und um uns zu erinnern, benötigen wir Geschichten, die uns berühren, wir benötigen Helden, die wir als Vorbild nehmen können. Wenn ich nun an dieser Stelle eine Zahl einfügen würde – etwa die Zahl Nr. 44.970 – werden Sie vermutlich aufgrund meiner Vorworte bereits eine Vermutung hegen. Verknüpft man diese Zahl mit den Worten „Unterarm“ und „Tätowierung“ so wird vermutlich das Bild in Ihrem Kopf etwas deutlicher. Mir persönlich läuft immer ein Schauer über den Rücken und ich werde beklommen, wenn ich an jene Zeit des Nationalsozialismus denke, an jene Unterarmtätowierungen, an die bekannten Bilder der Zäune und den Leitsatz „Arbeit macht frei“. Ich würde dann gerne an etwas anderes denken, an schöne Dinge – ich würde gerne vergessen. Das ist ein einfacher Selbstschutz, doch wichtig ist, dass man dieses Gefühl überwindet und sich den Tatsachen stellt.