Stiftskirche

Die Wiltener Stiftskirche ist nicht nur eine der kulturgeschichtlich bedeutendsten Sakralbauten Tirols, sie gehört wegen ihrer wertvollen künstlerischen Ausstattung zu den wichtigsten Baudenkmälern des Landes.

Wiltener Stiftskirche

Wesentlich ist…

Gleichsam als Mittelpunkt der ganzen Klosteranlage erhebt sich die Stiftskirche als spiritueller Mittelpunkt des Stiftes. Ganz nach dem Vorbild der pompösen italienischen Barockarchitektur schufen die Innsbrucker Hofbaumeister Christoph und Anton Gumpp die Stiftskirche.

Abt Leopold Baumberger

„Die Tür steht offen, das Herz noch mehr.“


Der Baukörper

Stiftskirche und Kloster Wilten bieten von allen Seiten einen prachtvollen Anblick. Über einem rechteckigen Grundriss erhebt sich die Stiftskirche als spirituellen Mittelpunkt des Stiftes.

  • „Das Ziel eures gemeinsamen Lebens ist, einmütig im Hause zu wohnen und ein Herz und eine Seele zu sein auf Gott hin“, so der Kirchenvater Augustinus in seiner Ordensregel, die auch die Prämonstratenser leben. Ganz im Sinne des Innsbrucker Hofbaumeisters Georg Anton Gumpp sollte hier eine Anlage nach dem Vorbild italienischer Barockarchitektur entstehen.

    Die Westseite entfaltet die stärkste Wirkung, obwohl sie unvollendet blieb. Der Südturm wurde nur zur Hälfte ausgeführt, der nördliche Abteitrakt fehlt ganz. Trotzdem wirkt das Ensemble harmonisch und majestätisch. Vier Kolossalpilaster flankieren eine Mittelnische über einem mächtigen Sockel aus behauenem Nagelfluh-Gestein. Die Balustradenfiguren der Heiligen Laurentius, Augustinus, Maria, Norbert und Stephanus, geschaffen von Nikolaus Moll, wurden später mit Kupferblech überzogen, um sie zu schützen. Eine lateinische Inschrift in der stuckverzierten Kartusche verkündet die Weihe der Kirche: „Gott, dem besten, höchsten, der seligen Jungfrau Maria, den heiligen Märtyrern Laurentius und Stephanus geweiht.“

  • Der reich gegliederte nördliche Glockenturm stand Modell für zahlreiche Kirchtürme in Tirol und darüber hinaus. Über dem quadratischen Turmschaft erhebt sich die Glockenstube mit den nach allen Seiten hin offenen Biforienfenstern. Das oktogonale Uhrengeschoss wird von einer Kuppelhaube mit allseitig offener Laterne, Spitzhelm, Turmkugel und Stern bekrönt.

    Am oberen Gesims der Glockenstube sitzen vier aus Kupfer getriebene, geflügelte Drachen, die als Wasserspeier dienen. Diese einzigartige architektonische Gestaltung verbindet Funktionalität und Ästhetik und macht den Glockenturm zu einem der markantesten Elemente des Stiftes.

Hl. Augustinus, Regelvater der Prämonstratenser

„Ein Herz und eine Seele zu sein auf Gott hin.“

Der Rost

Die ursprünglichen Pläne für das Stift Wilten sahen eine weitläufige, symmetrische Anlage vor. Geplant war ein eindrucksvolles Doppelturmpaar an der Fassade der Kirche. Zudem sollte der Klosterkomplex auf der linken Seite spiegelbildlich zur rechten fortgeführt werden, um eine vollkommen ausgewogene Architektur zu schaffen. Diese ehrgeizigen Pläne wurden jedoch nie vollständig umgesetzt.

Trotz dieser baulichen Abweichungen birgt das Stift Wilten eine tiefere Symbolik: Aus der Luft betrachtet erinnert die Form der gesamten Anlage an einen Rost – das Werkzeug, auf dem der heilige Laurentius, der Patron der Stiftskirche, als Märtyrer den Tod fand.


Inneres

Das Innere der Kirche, die mit 60 m Länge zu den größten Sakralbauten des Landes gehört, bietet einen frühbarocken Gesamteindruck. Durch die üppige Stuckierung erhält die Stiftskirche ein festliches Gepräge, andererseits wird durch die schwarz-goldenen Altäre eine gewisse Strenge vermittelt.

  • Obwohl die Architektur die Alleinherrscherin in dem starren und ernsten Raum ist, ist die Stuckatur der Punkt auf dem i. Der Stuck wurde zwischen 1702 und 1707 vom Bildhauer Bernardo Pasquale mit 31 Gehilfen angebracht.

    Wo hingegen die Stuckaturen die Architektur betonen, unterstreichen die Fresken die Farbakzente. Der Stuck dient als Rahmen der Fresken und als Deckenschmuck.

    Der krautige, dicht angelegte Stuck der Wiltener Stiftskirche gilt als Spätwerk des Frühbarocks. Was Hans Schor und Florian Nut in der Innsbrucker Jesuitenkirche um 1640 begonnen haben, führt Bernardo Pasquale hier in Wilten zum krönenden Abschluss.

  • Über einem mehrfach abgesetzten Sockel erheben sich je drei Säulen, die ein mächtiges Rundbogenbild rahmen und ein kräftiges Gebälk tragen. Dieser wird von einem reich dekorierten Altartisch geprägt, auf dem der Tabernakel steht.

    Den Mittelpunkt der dreisäuligen Nische bildet das mächtige Altarblatt, das von je zwei Kolossalfiguren gerahmt wird. Auf dem rundbögigen Bild wird die in den Wolken sitzende Mutter Gottes als Rosenkranzkönigin dargestellt.

Abt Heinrich Schuler, 1922 - 1949 Abt des Stiftes Wilten

„Von Ehrfurcht gebietender Hoheit.“

Der Riese Haymon

Das Innere der Kirche, die mit 60 m Länge zu den größten Sakralbauten des Landes gehört, bietet einen frühbarocken Gesamteindruck. Durch die üppige Stuckierung erhält die Stiftskirche ein festliches Gepräge, andererseits wird durch die schwarz-goldenen Altäre eine gewisse Strenge vermittelt.

Das üppig modellierte weiße Stuckkleid, das Gewölbe und Wände überzieht, die zahlreichen farbkräftigen Wand- und Deckenfresken, die mit den ähnlich intensiv marmorierten Wandpfeilern korrespondieren, und die neun schwarzgoldenen Altäre, geben gemeinsam mit der ebenso gefaßten Kanzel und der großen Orgel der Kirche eine ungewöhnlich feierliche, ernste Note.


Besonderes

Die neun in Schwarz-Gold gefassten Altäre aus Ebenholz sind das eigentliche Charakteristikum der Wiltener Stiftskirche. Sie verleihen dem Innenraum einen eigentümlichen ernsten Eindruck. Ihr Stil ist eine Mischung aus Renaissance und Frühbarock.

Der Hochaltar ist nicht nur das Hauptstück der Kirchenausstattung, sondern stellt mit einer Höhe von 18 Metern einen der gewaltigsten Altaraufbauten des süddeutsch-österreichischen Raumes dar.

  • Die Aufsatzarchitektur ist mehr als nur die abschließende Bekrönung des Hochaltars. Die feingegliederte Architektur stellt sich wie das Bühnenbild eines barocken Jesuitentheaters dar. Sie bildet auch theologisch die dritte Ebene des Altars.

    ECCE PLUS QUAM SALOMON HIC
    (Siehe, hier ist mehr als Salomo, Matthäus 12,42) verkündet die Inschrift auf der prächtigen Rokokokartusche am Gesims. Zum Thron Salomonis führen sechs Doppelstufen empor, bewacht von je sechs goldenen Löwen. Auf dem Thron sehen wir nicht König Salomon, sondern Christus als die verkörperte Weisheit Gottes, die das Alte Testament erfüllt, ja die sprichwörtliche Weisheit und Gerechtigkeit Salomos überhöht.

  • In der Stiftskirche Wilten gibt es insgesamt elf Altäre,. Dazu gehören acht Seitenaltäre, der prächtige Hochaltar sowie der Zelebrationsaltar im Zentrum des Chorraumes. Der elfte Altar befindet sich oberhalb des Hochaltars, bei den “Löwen des Thronsalomon”.

    Dieser besondere Altar diente in der Geschichte des Stiftes immer wieder als Ort für feierliche Zelebrationen, sei es aus besonderen Anlässen oder während der Visitationen des Bischofs von Brixen.

Abt Dominikus Löhr (1651-1687), Vermerk in seinem Tagebuch

„bei den Löwen Messe gelesen.“

Herz bei Gott

Der Kreuzaltar, der nach alter Prämonstratensertradition in der Mitte des Langhauses unterhalb des Chorbogens hing, war ein bedeutendes Zentrum der geistlichen Verehrung im Stift Wilten. Das spätgotische Kruzifix aus der Zeit um 1510 überstand den Einsturz der Kirche im Jahr 1644 unversehrt und wurde dadurch zu einem besonders verehrten Symbol des Glaubens.

Einer Überlieferung nach wurden die Versprechen der Profess in die Herzenswunde Jesu eingeworfen – ein tiefes Symbol für die Hingabe der Ordensbrüder.


Tritt ein!

Stiftskirche Wilten, ein Meisterwerk barocker Architektur. Erkunde die elf Altäre, bestaune das spätgotische Kruzifix und entdecke die kunstvollen Details, die diesen Ort zu einem spirituellen und kulturellen Zentrum machen.

D. Nikolaus Albrecht

Als Sakristeidirektor und Mesner trägt er Sorge um die Stiftskirche und alle liturgischen Geräte und Gewänder.

T: +43 512 58304851 
M:
nikolaus@stift-wilten.at