Orgeln
Die Orgeln haben eine große Bedeutung für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste und sind Instrumente des Glaubens. Sie erinnern uns an besondere Anlässe und machen den Glauben über den Hörsinn erfahrbar.
Wiltener Orgeln
Himmlische Klänge
Hier, wo jeder Ton ein Willkommen ist, öffnen die Orgeln nicht nur die Ohren, sondern auch die Herzen. Wer ihrer Melodie folgt, findet eine Harmonie, die lange nachklingt – so wird das Herz weit.
Kurt Estermann, Stiftsorganist
„Orgelmusik ist eine Sprache der Engel.“
Fest-Orgel
Der Klang der Fest-Orgel ist edel und mit zahlreichen Aliquotregistern und Zungenstimmen sehr farbenreich. 53 klingende Register sind auf Rückwerk, Hauptwerk, Oberwerk und Pedal verteilt.
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Die 2008 von Verschueren Orgelbouw in den Niederlanden erbaute Festorgel der Stiftskirche Wilten beeindruckt durch ihre Verbindung aus handwerklicher Tradition und musikalischer Vielseitigkeit. Sie orientiert sich an den großen Barockorgeln der Niederlande, um die europäische Orgelliteratur in all ihren Facetten darzustellen. Das kunstvolle Gehäuse harmoniert mit dem barocken Kirchenraum und dem 19 Meter hohen Hochaltar. Besondere Materialien und der Verzicht auf moderne Spielhilfen unterstreichen den authentischen Charakter des Instruments.
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Manuelle:
I. Manual (Rugwerk): 12 Register, u. a. Prestant 8′, Dulciaan 16′, Trompet 8′.
II. Manual (Hoofdwerk): 14 Register, darunter Viola di Gamba 8′, Cymbel III.
III. Manual (Bovenwerk): 14 Register, mit Vox Humana 8′ und Mixtuur III.
Pedalwerk: 12 Register, von Subbas 16′ bis Trompet 4′.
Koppeln und Zusätze: Koppelzüge für alle Manuale und Pedale, Tremulanten und Nachtigall.
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Die Orgel ist nach der Stimmung von D’Alembert-Rousseau (1752) eingerichtet, mit einer Tonhöhe von a1 = 440 Hz bei 16°C. Der Winddruck von 90 bis 98 mm WS wird durch große Keilbälge erzeugt. Diese Ausstattung ermöglicht eine authentische Interpretation und Vielfalt im Klang.
Reil-Chororgel
Im Zuge der Rückführung des klassizistischen Chorgestühls während der letzten Stiftskirchenrestaurierung wurde auch eine dazu passende Chor-Orgel von der holländischen Orgelmakerij Reil neu gebaut.
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Die Chororgel in der Stiftskirche Wilten wurde 2008 von Orgelmakerij Reil aus Heerde, Niederlande, erbaut. Dieses zweimanualige Instrument ist mit einem Hauptgehäuse und einem Rückpositiv ausgestattet, das gestalterisch den barocken Abtchorstuhl widerspiegelt. Sie befindet sich mittig am südlichen Wandpfeiler des Presbyteriums. Die Gestaltung des flachen Hauptgehäuses sowie die im Boden versenkten Trakturen zum Rückpositiv unterstreichen das durchdachte Design. Wartungsfreundlichkeit wird durch zugängliche Prospektteile, die wie Flügeltüren zu öffnen sind, gewährleistet. Das Gehäuse besteht aus massivem Nussholz, behandelt mit Bienenwachs, und fügt sich organisch in den historischen Kirchenraum ein.
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Manuale:
Rückpositiv I: C – f′′′, u. a. Traversflöte 8′, Waldflöte 2′.
Hauptwerk II: C – f′′′, u. a. Viola di Gamba 8′, Mixtur II–III, Cornett IV.
Pedal: Subbass 16′, Gedackt 8′ (Transmission), Octave 2′.
Koppeln und Extras: RP an Ped, HW an Ped, Tremulant, Schiebekoppel.
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Windversorgung: Zwei einfaltige Keilbälge hinter dem Chorgestühl.
Pfeifenaufstellung: Im Orgelfuß und seitlich aufgestelltem Kasten.
Winddruck: 62,5 mm WS.
Stimmtonhöhe: 440 Hz bei 16 °C.
Stimmung: Nach D’Alembert-Rousseau 1752.
Besonderheiten: Mixtur-Repetitionen und Cornett-Zusammenstellung für klangliche Vielfalt.
Herz-Orgel
Das Instrument ist die einzige größere fast vollständig erhaltene Orgel von Daniel Herz und ein seltenes Beispiel einer reinen Ripieno-Orgel nördlich der Alpen. Die Herz-Orgel zählt zu den wichtigsten historischen Orgeln im Tiroler Raum.
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Die Herz-Orgel, erbaut nach 1670 von Daniel Herz (1618–1678) aus Innsbruck, ist ein außergewöhnliches Zeugnis barocker Orgelbaukunst. Dank glücklicher Umstände hat sich dieses Instrument in fast vollständig originalem Zustand erhalten und zählt heute zu den bedeutendsten historischen Orgeln Tirols. Mit neun Manualregistern und einem Pedalregister zeigt die Orgel eine technische Raffinesse: Über ein komplexes System von Luftführungen werden mehrere Register aus gemeinsamen Pfeifenreihen gespeist. Ihre Konstruktion, Stimmung und Tonhöhe spiegeln die Gebräuche des 17. Jahrhunderts wider. Die Restaurierung durch Hendrik und Jürgen Ahrend im Jahr 2003 sicherte dieses musikalische Erbe und brachte die Orgel in ihre ursprüngliche Pracht zurück.
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Manual: C, D, E, F, G, A – c³ (45 Tasten)
Register: Principal 8′, Octav 4′, Quint 3′, Superoctav 2′, u. a.
Spezialität: Register wie Octav 4′ und Quint 1½′ aus gemeinsamen Pfeifenreihen.
Tremulant: Kanaltremulant.
Pedal: C, D, E, F – fs°, gs° (16 Tasten, fest an das Manual gekoppelt)
Register: Subbass 16′ (Holz gedeckt).
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Windversorgung: Zwei mehrfaltige Keilbälge im Untergehäuse.
Winddruck: 55 mm Wassersäule.
Stimmtonhöhe: a¹ = 463,6 Hz (ca. ein Halbton über heutiger Norm).
Stimmung: Viertelkomma-mitteltönig mit reinen Dur-Terzen.
Dieses Instrument ist ein seltenes Beispiel einer nahezu vollständig erhaltenen Ripieno-Orgel nach italienischem Vorbild nördlich der Alpen und bietet ein faszinierendes Klangbild, das die barocke Musikkultur lebendig werden lässt.
Salve-Örgele
Zum 900-Jahr-Jubiläum des Prämonstratenser-Ordens wurde auf der südlichen Seitenempore gegenüber der Herz-Chororgel eine zweite historische Orgel aufgestellt: das sogenannte Salve-Örgerl.
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Die Salve-Orgel, um 1650 vermutlich von Sebastian Achamer aus Hall in Tirol erbaut, ist ein außergewöhnliches Beispiel barocker Orgelbaukunst. Ursprünglich in der Nähe der Waldauf-Kapelle in der Pfarrkirche Hall aufgestellt, wechselte das Instrument mehrfach seinen Standort, bis es 2024 nach einer umfassenden Restaurierung durch Hendrik Ahrend in der Stiftskirche Wilten seinen endgültigen Platz fand. Der Name „Salve-Örgele“ verweist auf die von Kaiser Maximilian I. geförderte Waldauf-Stiftung, deren tägliches gesungenes Salve Regina das Instrument unterstützte. Mit seiner viertelkomma-mitteltönigen Stimmung und identischer Stimmtonhöhe wie die Herz-Orgel eignet sich die Salve-Orgel perfekt für doppelchöriges Spiel und bereichert das Chorgebet sowie die Kammermusik.
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Manual: C, D, E, F, G, A – c³ (45 Tasten)
Copel 8′ (Eiche gedeckt), Fleten 4′ (Eiche offen), Octav 2′ (Zinn), Quint 1⅓′ (Zinn), Principal 1′ (Zinn), Cimbl ½′ (Zinn).
Tremulant: Kanaltremulant.
Pedal: C, D, E, F – fs°, gs° (16 Tasten)
Subbass 16′ (Holz gedeckt).
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Stimmung: Viertelkomma-mitteltönig.
Stimmtonhöhe: a¹ = 463,6 Hz bei 18 °C.
Winddruck: 61 mm WS.
Reinisch-Orgel (Basilika)
Das Gehäuse der Reinisch-Orgel in der Basilika Wilten stammt aus dem Jahr 1758. Das Orgelwerk ist von Franz Reinisch. Der Klang dieses Instruments entspricht der romantischen Auffassung der Erbauungszeit.
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Die Reinisch-Orgel der Basilika Wilten vereint ein historisches Gehäuse von 1758 mit einem Orgelwerk, das 1894 von Franz Reinisch geschaffen wurde. Restauriert von Johann Pirchner im Jahr 2003 erstrahlt das Instrument in neuem Glanz und bietet einen authentischen Einblick in die Klangästhetik der Romantik. Mit ihrer hervorragenden Intonation und dem guten Pfeifenmaterial, das speziell für die Kegelladentechnik gefertigt wurde, eröffnet die Orgel eine heute selten gehörte Klangwelt. Die sanft ungleichschwebende Stimmung und die klanglichen Nuancen machen dieses Instrument zu einem einzigartigen Zeugnis seiner Zeit.
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Manuale:
I. Manual (C – f³, 54 Töne): Bordun 16′, Principal 8′, Cornet 5-fach 2⅔′, Trompete 8′, u. a.
II. Manual (C – f³, 54 Töne): Geigenprincipal 8′, Rohrflöte 4′, Aeoline 8′, Fugara 4′, u. a.
Pedal (C – d¹, 27 Töne): Subbass 16′, Oktavbass 8′, Posaune 16′, u. a.
Spieltechnik:
Kegelladentechnik mit Barkerhebel für das I. Manual.
Mechanische Spieltraktur für das II. Manual und das Pedal.
Koppeln: II zu I, I zu Pedal, II zu Pedal.
Feste Kombinationen: ff, f, mf, Auslöser.
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Stimmung: Leicht ungleichschwebend.
Stimmtonhöhe: a¹ = 442 Hz bei 18 °C.
Winddruck: 90 mm WS.
Der romantische Klang dieser Orgel, geprägt durch Expressions-Stimmschlitze und sorgfältige Intonation, lässt eine Klangwelt aufleben, die von der warmen und facettenreichen Ästhetik der späten 19. Jahrhunderts inspiriert ist.
Der Musik einen Raum geben.
Zusammen gestalten wir an hervorragenden Orgeln und durch die Ensembles der Stiftsmusik die Gottesdienste. Begeisterte musikalische Menschen sind eingeladen, Teil der Stiftsmusik zu werden.
Kurt Estermann
Kurt Estermann stammt aus einer Musikerfamilie. 2000 wurde er auf den Lehrstuhl für Kirchliche Komposition an der Universität Mozarteum in Salzburg berufen. Als Stiftsorganist ist er im Stift Wilten seit vielen Jahren tätig.